Modul 1 des GANDALF-Wissenschaftsprojekts lieferte viele interessante Ergebnisse zu den „Chancen und Barrieren“ von Mediation. In Vorbereitung befindet sich Modul 2, das die juristische und ökonomische Perspektive in den Mittelpunkt stellt. Projekt-Initiatorin ist die Deutsche Stiftung Mediation.

Die Katholische Universität Ingolstadt/Eichstätt führt seit zwei Jahren Forschungen zu den Chancen und auch den „Barrieren“ in Bezug auf Mediation durch. Im Rahmen des Wissenschaftsprojekts GANDALF begleiten Prof. Dr. Elisabeth Kals, Professur für Sozial- und Organisationspsychologie an der Universität Ingolstadt/Eichstätt, und ihr Team im Auftrag der Deutschen Stiftung Mediation das erste Modul zum Thema „Betrachtung der psychologischen Perspektive“. Veröffentlichungen zu den Ergebnissen erfolgten 2017 und 2018 u.a. in den Fachzeitschriften „Die Mediation“ oder „Konfliktdynamik“.

Zwei Fragestellungen standen dabei besonders im Mittelpunkt:

  • Wie sind die Bereitschaften in der allgemeinen Bevölkerung ausgeprägt, Mediation als alternatives Verfahren der Konfliktlösung auf gesellschaftspolitischer sowie persönlicher Ebene zu fördern?
  • Was sind hemmende und was sind unterstützende Faktoren dafür, ob Personen bereit sind, Mediation zu nutzen und sich dafür gesellschaftspolitisch zu engagieren?

Um diese Fragen empirisch zu klären, wurden 902 Personen online befragt, unter denen sich 350 Personen mit Mediationserfahrungen – 293 Mediatoren und 57 Medianden – befanden. Die Erhebung erfolgte als Online-Studie, auf deren Grundlage Empfehlungen für eine höhere Akzeptanz der Mediation abgeleitet wurden.

Welche Ergebnisse lieferte die Befragung?

Das Forscherinnenteam kommt zu dem Schluss, dass eine „hohe Affinität gegenüber Mediation in der allgemeinen Bevölkerung“ vorhanden sei. Das heißt, dass Mediation in Deutschland immer bekannter wird. Dabei wurde gleichzeitig aber auch festgestellt, dass deutliche „Bildungseffekte“ bestehen. Denn mit dem Bildungsniveau der Befragten nahmen auch die Akzeptanz und das Interesse an Mediation deutlich ab.

Bei den Befürchtungen oder Barrieren als Argumente gegen eine Mediation rangierten in der GANDALF-Studie folgende zwei Aussagen ganz oben:

  • Hinsichtlich der Streitpunkte werde ich in einer Mediation vielleicht doch von der anderen Seite über den Tisch gezogen.
  • Eine Mediation ist für mich mit zu hohen finanziellen Kosten verbunden.

Machtungleichgewichte innerhalb der Mediation und die Kostenfrage sind somit Befürchtungen, die es besonders ernst zu nehmen gilt. In der Subgruppe „mittlerer bis niedriger Bildungsstand“ befindet sich das Kostenargument sogar an erster Stelle.

Dies wäre u.a. auch ein Argument für die Einführung einer Mediationskostenhilfe, die als Zuschuss zu den Mediationskosten den einkommensschwachen Bevölkerungsschichten zu Gute käme.

Was ist für 2019 geplant?

Diese Studie der Universität Ingolstadt/Eichstätt zur Mediationsbereitschaft bedeutet einen ersten Schritt, dem weitere Schritte bzw. Module unter Berücksichtigung anderer Disziplinen folgen werden. In Vorbereitung ist Modul 2, das die juristische und ökonomische Perspektive in den Mittelpunkt stellt. Der Name GANDALF lehnt sich an die Hauptfigur des Tolkien-Romans „Der Herr der Ringe“ an, die sich in höherer Mission auf Reise begibt und dabei in verschiedenen Gestalten erscheint. Die „Forschungsreise“ des Wissenschaftsprojekt GANDALF wird von der Deutschen Stiftung Mediation finanziell gefördert.

Quelle: Universität Ingolstadt/Eichstätt Projektbeschreibung und Veröffentlichungen; Elisabeth Kals, Heidi Ittner, Susanne Freund: Expertenmeinungen zur Mediation: ein Längsschnitt, „Die Mediation“, Heft 4/ 2018, und Elisabeth Kals, Heidi Ittner: Mediation in Deutschland – allgemeine Verbreitung und Nutzenbewertung, „Die Mediation“, Heft 1/ 2018; Elisabeth Kals, Heidi Ittner, Susanne Freund: Potentiale der Mediation: eine mediationsrepräsentative Befragung zur Nutzungs- und Engagementbereitschaft, „Konfliktdynamik“, Heft 4/ 2017; Deutsche Stiftung Mediation Downloads