Zum Mediationskongress an der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) München wurden Zukunftsfragen der Mediation diskutiert. Die Themen reichten von der Digitalisierung bis zu den politischen Rahmenbedingungen für konsensuale Streitbeilegung. Veranstalter war die Centrale für Mediation (CfM), die mit der Forschungsstelle der Juristischen Fakultät der LMU „Munich Center for Dispute Resolution“ zusammenarbeitete. Jetzt steht das CfM-Kongressheft „Konfliktmanagement der Zukunft“ als kostenloser Download zur Verfügung!
Den Kongressteilnehmenden wurden einige interessante Beispiele der technologieunterstützten Streitbeilegung vorgestellt.
Beispiel 1: Verfahrensauswahl über „DiReCT-Tool“
Die Digitalisierung zieht auf immer neuen Wegen in die Mediation ein, beispielsweise als Software-Tool, das die Wahl des passenden Konfliktbearbeitungsverfahrens unterstützen soll. Der „Round Table Mediation und Konfliktmanagement der deutschen Wirtschaft“ (RTMKM) entwickelte das „DiReCT-Tool“ für Unternehmen, das für B2B-Konflikte konzipiert ist. DiReCT bedeutet „Dispute Resolution Comparison Tool“.
Laut RTMKM zeige die Praxis, dass den Konfliktparteien das Spektrum der Streitbeilegungsverfahrens und deren Unterschiede nicht immer bekannt seien, weil die praktischen Erfahrungen allzu oft fehlten. Jeder Konflikt verdiene jedoch für seine erfolgreiche Bearbeitung das passende Verfahren. Zwar werde in Verträgen mittels Konfliktbeilegungsklauseln eine Verfahrenswahl favorisiert. Dies bedeute aber nicht, dass es in einem zukünftigen Konflikt das am besten geeignete Verfahren darstellen müsse. Nun stehe das DiReCT–Tool zur Verfügung, um den Konfliktparteien und den beratenden Anwälten eine auf die tatsächlichen Kriterien gestützte Auswahl des Konfliktbeilegungsverfahrens zu ermöglichen. .
Die Handhabung ist einfach und auf der Website benutzerfreundlich beschrieben: „Führen Sie sich Ihren (potentiellen) Konflikt vor Augen und beantworten Sie insgesamt 15 Fragen. Auf der Basis Ihrer Antworten, die Sie auch unterschiedlich gewichten können, errechnet DiReCT, welche Konfliktbearbeitungsverfahren Ihren Interessen am meisten entsprechen. Im Rahmen der Auswertung können Sie die Charakteristika der einzelnen Verfahren detailliert nachlesen.“ Und wichtig: „Die Nutzung von DiReCT erfolgt vollständig anonym, es werden keinerlei Daten von Ihnen gespeichert.“
Wer das neue Software-Tool ausprobieren möchte, sollte diesen Link zu DiReCT nutzen, der auf der Website von „Round Table Mediation und Konfliktmanagement der deutschen Wirtschaft“ führt! Hier steht das Vergleichstool zur kostenfreien Nutzung zur Verfügung.
Beispiel 2: Scheidungseinigungen im Online-Verfahren
Weitere Beispiele technologieunterstützter Streitbeilegung, die zum CfM-Kongress in München vorgestellt wurden, sind Lösungsangebote im Internet, die in den Niederlanden entwickelt wurden. Es geht um die niederländischen Websites www.rechtwijzer.nl und https://uitelkaar.nl. Über 1.800 Scheidungs- und Trennungsverfahren wurden als Online-Verfahren abgewickelt und dies anscheinend zur Zufriedenheit der meisten Nutzer – in Deutschland klingt dies noch wie eine Zukunftsvision.
Beispiel 3: Zukunftsfeld „Telefonmediation“
Ein weiteres Zukunftsfeld ist auch Telefonmediation, die durchaus erfolgreich betrieben wird. Ein Vorteil stellt die niedrigere Hemmschwelle für die Streitparteien dar, eine konsensuale Streitbeilegung einzugehen. Einschränkend ist, dass sich nicht alle Konfliktfälle für eine Telefonmediation eignen. Die Telefonmediation bildet (zumindest vorerst) vor allem für Versicherungen ein erfolgreiches und kostengünstiges Mittel, Streitigkeiten aufzulösen.
Das CfM-Kongressheft „Konfliktmanagement der Zukunft“, das in der Augustausgabe der Zeitschrift für Konfliktmanagement (zkm) veröffentlicht wurde und kostenfrei als pdf-Datei zur Verfügung gestellt wird, informiert über folgende Beiträge:
- „Die Haftung von Mediatoren – Damoklesschwert über dem Flip-Chart“, Thomas Riehm;
- „Online mediation: a square peg in a round hole – Experiences from der Netherlands portal www.rechtwijzer.nl”, Corry van Zeeland;
- „Die dunkle Seite der Mediation“, Markus Troja;
- „Diskursbeitrag: Telefonmediation als trojanisches Pferd der Rechtsschutzversicherungen“, Martin Riemer;
- „Plädoyer für ein differenziertes Konfliktmanagement“, Interview mit Sokrates-Preisträger Prof. Dr. Reinhard Greger, RiBGH a.D.
Quelle und CfM-Kongressheft: Centrale für Mediation – kostenlos für Sie das Kongressheft „Konfliktmanagement der Zukunft“
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