Alternative Streitbeilegungen, wie Mediationen oder Güteverfahren, stehen immer wieder im Mittelpunkt von Schlagzeilen – hier aktuelle Beispiele:
Klinikum-Affäre: Vom Ombudsmann zum Gütetermin
Der Skandal um das Klinikum Ingolstadt brodelt seit vier Jahren. 2016 brachte der Ombudsmann des Klinikums den Stein ins Rollen. Ihm waren Unregelmäßigkeiten aufgefallen, die 2017 schließlich zur Anklage gegen den Geschäftsführer führten. Es ging um den Verdacht der Bestechlichkeit und Vorteilsannahme.
Nach monatelanger Untersuchungshaft beging der Beschuldigte tragischer Weise Selbstmord. So kam es – im Gegensatz zu den anderen Angeklagten – gegen den Klinik-Geschäftsführer nicht mehr zum Prozess.
Schadensersatz von den Erben?
Jetzt richtet das Klinikum seine Schadensersatzansprüche an die Erben des ehemaligen Geschäftsführers. Dies könnte bedeuten, dass das Zivilverfahren in eine umfassende Beweisaufnahme einsteigen müsste. Da der Skandal seit Jahren für negative Medienberichte über Ingolstadt und Klinikum sorgt, besteht ein hohes Interesse der Beteiligten, sich rasch zu einigen.
Immerhin waren neben dem Klinik-Geschäftsführer rund zwanzig Personen in das Geflecht aus „Vetternwirtschaft“ eingebunden, die im Laufe der Jahre Bewährungs- oder Geldstrafen bekamen. Bei der Ermittlungsarbeit sorgten Polizei-Razzien für Aufregung in der Öffentlichkeit und medialen Berichterstattung.
Landgerichtspräsidentin und Mediatorin Kurzweil schaltet sich ein:
Die Schadenersatzansprüche der Klinik gegen die Erben des verstorbenen Geschäftsführers sollen jetzt in Güteverhandlungen am Landgericht Ingolstadt geklärt werden. Elisabeth Kurzweil, Landgerichtspräsidentin und Mediatorin, hat sich des Falles entsprechend angenommen. Der erste Gütetermin fand bereits statt. Ergebnisse soll es noch in diesem Jahr geben.
Quellen: Süddeutsche Zeitung, 13. Oktober 2020; Donaukurier, 21. September 2020.
Mediation: Anfeindungen gegen Pfarrer aus Nigeria
Nach langen Querelen ist die Pfarrstelle in Queidersbach (Landkreis Kaiserslautern) seit Oktober wieder neu besetzt. Amtsvorgänger war Pfarrer Dr. Patrick Asomugha aus Nigeria. Mobbing wegen seines Führungsstils oder rassistische Beleidigungen – die Anfeindungen gegen Asomughas Person schlugen hohe Wellen.
Obwohl Queidersbach eine kleine Ortschaft ist, berichteten die Medien bundesweit über die Vorfälle. Laut taz schaffte es die Gemeinde sogar in eine Auslandsmitteilung der New York Times.
Mobbing – was war passiert?
Einbrüche in das Pfarrhaus sorgten für Sachschäden, Reifen des Autos wurden zerstochen. Die Zuspitzung der kriminellen Geschehnisse gipfelte in eine verschlüsselte Morddrohung, die auf dem Garagentor hinterlassen wurde. Mit roter Farbe war „187“ aufgesprüht. Die Polizei erläuterte, die Zahl beziehe sich auf den Paragraphen 187 im amerikanischen Strafgesetzbuch, der Mordtaten behandle. Deswegen werde „187“ auch von der Polizei häufig als Codewort für Mord verwendet.
Das Bistum zog Pfarrer Asomugha zu seinem Schutz aus der Pfarrgemeinde ab und der Bischof von Speyer setzt sich für eine „kirchlich unabhängige Mediation“ ein. Die polizeilichen Ermittlungen dauern an.
Bringt Mediation den Frieden?
Bischof Dr. Wiesemann, schreibt in einem offenen Brief, dass ein Mediator die Versöhnung der zerstrittenen Kirchengemeinde vorantreiben solle.
„In Anbetracht der schwierigen Situation mitsamt der gegenseitigen Verwerfungen (…) bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass es für eine möglichst umfassende Aufarbeitung des Geschehenen und für die Ermöglichung einer zukunftsorientierten Versöhnung, die auf die gesamte Pfarrei mit allen ihren Gemeinden bezogen sein muss, eine externe, kirchlich unabhängige und professionelle Mediation eingeschaltet werden muss“, so Wiesemann. Mit einem Mediator verbinde sich die Hoffnung, Wege der Aussöhnung zu finden.
Quellen: Saarbrücker Zeitung, 2. August 2020; taz, 9. Mai 2020; Offener Brief von Bischof Wiesemann.
0 Kommentare