Lehrkräfte sind immer öfter Opfer von Drohungen, Beleidigungen, Mobbing oder auch rassistisch bzw. religiös motivierten Angriffen in Deutschland. Besonders der Mord am französischen Lehrer Samuel Paty hat dazu beigetragen, hierzulande die Gewalt an Schulen stärker öffentlich zu thematisieren. Der Präsenzunterricht wurde aktuell in vielen Bundesländern wieder aufgenommen. In „hib – heute im bundestag Nr. 569“ weist die Bundesregierung auf zahlreiche Bundesprogramme zur Gewaltprävention an Schulen hin, wie „Demokratie Leben!“ oder „Respekt Coaches“.

Forsa-Befragung bei Schulleitungen

Der Verband Bildung und Erziehung stellte die erschreckenden Ergebnisse einer Forsa-Befragung vor, die 2020 bei 1.302 Schulleitungen durchgeführt wurde.
Dabei haben 34 Prozent der Befragten angegeben, dass in den zurückliegenden fünf Jahren an ihrer Schule Lehrkräfte körperlich angegriffen wurden. Bei einer früheren Befragung waren es 26 Prozent. 61 Prozent der Schulleiterinnen und Schulleiter berichteten zudem von Belästigungen, Beschimpfungen, Drohungen oder Mobbing gegen Lehrkräfte.
Auch Eltern sind keineswegs unbeteiligt: Acht Prozent der Fälle gingen von ihnen aus. In 60 Prozent seien Eltern nach Angaben der Schulleitungen auch wenig kooperationsbereit, bei einem Fehlverhalten ihrer Kinder einen angemessenen Umgang zu finden.

Gewaltprävention benötigt professionelle Konzepte

Gewaltprävention an Schulen ist eine wichtige Gesellschaftsaufgabe, um gerade die jungen Menschen erreichen zu können. Schulen brauchen dafür professionelle Unterstützung und langfristige Konzepte, wie Schulmediation.
Für die Bundesregierung ist eine „Bedrohung oder Einschüchterung von Lehrkräften bei ihrer Arbeit nicht akzeptabel“, ist in „hib – heute im bundestag Nr. 569“ zu lesen. Zur Radikalisierungsprävention existierten eine Reihe von Bundesprogrammen, beispielsweise „Demokratie Leben!“ oder „Respekt Coaches“.
2018 habe sich die Kultusministerkonferenz der Länder ausführlich mit der Gewaltprävention gegen Lehrkräfte befasst und Maßnahmen formuliert, die u.a. Melde- und Unterstützungssysteme enthielten. Und: Erst kürzlich habe man sich im Rahmen des 2. Bildungsdialogs von Bund und Ländern mit Lehrkräften, Wissenschaft und Migrantenorganisationen darüber ausgetauscht, wie Schulen bei Konflikten unterstützt werden könnten.
Generell betont die Bundesregierung aber, dass für Schulen gemäß der föderalen Ordnung die Länder zuständig seien.

Bundesprogramme für Präventionskonzepte an Schulen

Respekt Coaches:
Das Programm fördert seit 2018 die demokratische Bildung und ein vorurteilsfreies Miteinander an Schulen. Es wird 2021 wegen der hohen Akzeptanz auf weitere Schulen ausgeweitet. Durch „Respekt Coaches“ werden junge Menschen in ihrer Persönlichkeit und ihren demokratischen Wertvorstellungen gestärkt.

PARTS:
Präventionsprogramm zur Förderung von Akzeptanz, Respekt, Toleranz und sozialer Kompetenz mit Programm für Grundschulen zur Vorurteilsprävention.

PRIMO:
Prävention und Intervention am Beispiel Mobbing – Format für die Lehrkräftebildung des universitären Curriculums.

Hate-Speech:
Entwicklung von Präventionsmaßnahmen an Schulen gegen öffentliche Ausgrenzung und Abwertung unter Jugendlichen.

Couragiert gegen Mobbing:
Das Modellprojekt wird vom Verein Aktion Courage e.V. realisiert. Es werden „innovative Instrumente“ in der Jugendarbeit, der beruflichen Ausbildung und an Schulen gegen Mobbing entwickelt.

Beratungsstelle Radikalisierung:
Die im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge angesiedelte Beratungsstelle unterhält eine telefonische Anlaufstelle für Ratsuchende, die befürchten, dass sich eine Person ihres Umfeldes religiös radikalisiert hat. Von insgesamt 4.600 Beratungsanfragen kamen rund zehn Prozent von Schulen bzw. Lehrkräften.

Demokratie leben!
Mit diesem Bundesprogramm wird präventiv-pädagogische Arbeit gegen Rechtsextremismus, islamistischen Extremismus und linken Extremismus sowie gegen Phänomene gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit geleistet.

Quellen:
hib – heute im bundestag Nr. 569, 29. April 2021, Gewaltprävention an Schulen (Drucksache 19/28821 (bundestag.de);
Tagesschau vom 24.09.2020, 20:06 Uhr: Befragung an Schulen: Gewalt gegen Lehrer nimmt zu | tagesschau.de, aufgerufen 05. Juni 2021.