Das Niedersächsische Justizministerium veranstaltet den 18. Konfliktmanagement-Kongress in Hannover. Vom 9. bis 10. September 2022 steht das Thema „Mediationsräume“ im Mittelpunkt. Anmeldungen sind ab 1. Juni 2022 möglich.
„Welche Chancen bieten digitale Mediationsräume?“ Das Themengebiet „digitale Mediationsräume“ spricht die Niedersächsische Justizministerin Barbara Havliza in ihrer Einladung zum Konfliktmanagement-Kongress an. Der Kongress bietet insgesamt sieben interessante Foren.

Forum 1: Mediation in drei Dimensionen – vor Ort, digital und hybrid
Das interaktive Forum zeigt auf, wie hocheskalierte Konflikte in Mediationen digital, hybrid und vor Ort gelöst werden können. Basierend auf Erkenntnissen von Nobelpreisträger Kahneman ist entscheidend, dass sowohl das „schnelle Denken“ als auch „langsame Denken“ gelingen.
Das Forum beschäftigt sich mit verschiedenen Anwendungsebenen der Mediationsräume. Für alle Beispiele gibt es Praxis-Tools zu den digitalen, hybriden und Vor-Ort-Dimensionen. Dabei geht es auch darum, welche Chancen die gleichzeitige oder zeitversetzte Nutzung, digital und hybrid, bietet. Referentin: Anita von Hertel, Wirtschaftsmediatorin, Mediationsausbilderin und Supervisorin.

Forum 2: Gesellschaftlich polarisierte Konflikte
„Business as usual“ oder eine besondere Herausforderung für die eigene Professionalität? Mediatorinnen und Mediatoren werden in ihrer Allparteilichkeit herausgefordert, zum Beispiel wenn ein Thema sie in besonderer Weise berührt, aus eigener Erfahrung möglicherweise schmerzlich vertraut ist. Die eigene Allparteilichkeit zu wahren, ist eine Daueraufgabe, die durch regelmäßige Selbstreflexion unterstützt wird. Das Forum untersucht anhand von Fallbeispielen, wo in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung spezifische Anforderungen für die Allparteilichkeit liegen und wo Mediation als Verfahren möglicherweise an die Grenzen des Bearbeitbaren gelangt. Referentin: Kirsten Schroeter, Ausbilderin BM®, Supervisorin, wissenschaftliche Leitung Master-Studiengang Mediation & Konfliktmanagement, Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder.

Forum 3: Framing in der Mediation
Mediatorinnen und Mediatoren sollen grundsätzlich durch ihr Handeln keine der Parteien begünstigen, sondern als Neutrale bei einer selbstbestimmten Lösung unterstützen. Was ist aber, wenn sie sich der Beeinflussung ihres Handelns gar nicht bewusst sind? Erkenntnisse aus Neurowissenschaft, Sozialpsychologie und Verhaltensökonomie über „Framing-Effekte“ können neue Flexibilität bewirken, die den eigenen Ansprüchen an die Kommunikation besser gerecht werden. Im Forum werden Framing-Effekte und Handlungsstrategien aufgezeigt. Referent: Dipl.-Jurist Andreas Winheller, M.A., M.M., MCN Verhandlungsperformance Consulting, Mainz.
Das Forum 4 unterteilt sich in Foren A, B und C, die bei ähnlicher Thematik unterschiedliche Schwerpunkte setzen.

Forum 4A – Kommunale Konfliktberatung:
Der methodische Ansatz der Kommunalen Konfliktberatung untersucht die Hintergründe von Konflikten. Der Ansatz unterstützt die Einwohnerinnen und Einwohner sowie die kommunalen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in ihrer Expertise für eine Lösung der Konflikte. Fallbeispiele aus der Beratungspraxis zeigen, welche Chancen die Kommunale Konfliktberatung bietet und welchen Nutzen man daraus für andere Konfliktverhältnisse ziehen kann. Referentin: Insa Bloem, Projektleitung, Kompetenzzentrum Kommunale Konfliktberatung – Verein zur Förderung der Bildung Salzwedel.

Forum 4B – Familienmediation in Krisenzeiten:
Aus ihrem Selbstverständnis beansprucht Mediation für sich, in der Lage zu sein, Veränderungen kreativ begleiten zu können. Neue Familienkonstellationen oder die Pandemie haben die Familien vor neue Herausforderungen gestellt. Welche Formen, welche neuen Inhalte gibt es? Das Forum widmet sich der Bestandsaufnahme der neuen Fallgestaltungen und welche Anforderungen sie an Mediatorinnen und Mediatoren richten. Was muss Mediation leisten, um auch tiefere Gräben zu überwinden? Welche Ressourcen und Tools können dafür genutzt werden? Wo sind die Grenzen, insbesondere der Familienmediation? In dem Forum tauschen die Teilnehmenden ihre Erfahrungen aus und finden Antworten auf drängende Fragen. Referentin: Cornelia S. Thomsen, MEDIATIO, Mediatorin BAFM, RAin, Fachanwältin für Familienrecht, Mediationsausbilderin und Supervisorin.

Forum 4C: „Verstehen ist unmöglich“?! (Humberto Maturana)
Das gegenseitige Verstehen ist einer der wichtigsten Momente in der Mediation. Wie wirken sich die unterschiedlichen Kommunikationskanäle auf das gegenseitige Verstehen aus? Und was können Mediatorinnen und Mediatoren – für ein Gelingen tun? Erkenntnisse der psychologischen Forschung und Werkzeuge aus der Mediations- und Supervisionspraxis lassen aus einer neuen Perspektive auf das gegenseitige Verstehen blicken. Referentin: Sarah Heiligensetzer, Psychologin, int. zert. Mediatorin und Supervisorin.

Forum 5: Gegensätze in der Gesellschaft – Umgang mit divergierenden Weltansichten
Es scheint, als würde sich die Gesellschaft mehr und mehr polarisieren: Dabei geht es meist um Themen, wie die Corona-Pandemie, den Klimaschutz oder den Krieg in der Ukraine. Im Forum werden die psychologischen Muster beleuchtet, die dazu beitragen, dass Menschen verhärtete Positionen einnehmen und sich einem konstruktiven Diskurs verschließen. Handlungsansätze zum Umgang mit solchen Positionierungen werden aufgezeigt. Referentin: Tatjana Quast, Führungskraft, int. zert. Mediatorin und Mediationssupervisorin.

Die Anmeldung ist ab 1. Juni 2022 online über die Homepage www.km-kongress.de möglich. Infos zu Anmeldung, Tagungsgebühr, Teilnahmebestätigungen gibt Peter Wirries (peter.wirries@mj.niedersachsen.de).