Mediatorinnen und Mediatoren werden immer häufiger bei Konflikten zur Energiewende um Hilfe gebeten. Die Energiewende wird zwar mehrheitlich von der Bevölkerung gewünscht, aber bei der Realisierung von Energieanlagen, wie Windräder oder Solarparks, stoßen die Projekte vor Ort zunächst häufig auf Skepsis. Manche Info-Veranstaltung in der Vergangenheit zeigte, wie hart die Fronten von Befürwortern und Gegnern aufeinander prallen können.
Das Projekt „Lokaler Energiewendedialog“, gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, hat sich zum Ziel gesetzt, die notwendigen Prozesse zur Energiewende konfliktärmer zu gestalten. Dazu wurde das Veranstaltungskonzept ‘Vision:En 2040‘ entwickelt.
‘Vision:En 2040‘ wurde für den Einsatz auf kommunaler Ebene konzipiert und richtet sich an interessierte Privatpersonen, Entscheider aus Regional- und Lokalpolitik oder Kommunalverwaltungen.
Im kürzlich veröffentlichten Schlussbericht „Lokaler Energiewendedialog“ werden Projektdesign, Veranstaltungskonzept und Evaluationsergebnisse vorgestellt.
Dialog-Tool fördert Diskussion und Akzeptanz
Das Institut für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover, die Klimaschutzagentur Region Hannover gGmbH und IP SYSCON GmbH entwickelten ein digitales Dialog-Tool, das Kommunen dabei unterstützen soll, den Ausbau erneuerbarer Energien partizipativ umzusetzen. Denn viele unmittelbar Betroffene wünschen sich eine größere und frühzeitige Beteiligung am Planungsprozess. Das Tool ermöglicht es, Teilnehmenden in moderierten Veranstaltungen – beispielsweise von Mediatorinnen und Mediatoren – eine Versorgung aus erneuerbaren Energien für die eigene Gemeinde mit vorzuplanen.
Laut vorliegendem Schlussbericht zeigte die Evaluation der Modellveranstaltungen, dass das Dialog-Tool das Potenzial besitzt, die Akzeptanz gegenüber der Energiewende positiv zu beeinflussen. Die Teilnehmenden konnten ihr Wissen erweitern und persönliche Einstellungen diskutieren – unterstützend begleitet durch das Dialog-Tool.
Veranstaltungskonzept ‘Vision:En 2040‘
‘Vision:En 2040‘ wurde auf der Basis interaktiver Beteiligungstools, Planspielen und vorhandener Energiewende-Szenarien entwickelt. Das dreistündige Veranstaltungskonzept untergliedert sich in
- eine Einführungsphase,
- eine Kleingruppenphase mit Gaming-Elementen,
- ein Abschlussplenum.
In der Einführungsphase gibt es Informationen zur Energiewende, den Ausbaustatus innerhalb der Gemeinde oder zu den Auswirkungen unterschiedlicher Anlagentypen.
Für offene und sachliche Diskussionen werden Kleingruppen gebildet. Mit Hilfe des neu entwickelten spielförmigen Dialog-Tools wird eine Ausbauplanung für die eigene Stadt oder Gemeinde simuliert.
Das Dialog-Tool soll Teilnehmende durch verschiedene Serious-Gaming- und Gamification-Elemente in besonderer Weise ansprechen.
Gaming-Elemente schaffen kooperative Atmosphäre
Laut Schlussbericht können Spiele als geschützter emotionaler Erlebnisraum einen Rahmen für „Klima-Gefühle“ geben und „klimabezogenes Handeln“ fördern. Spielende könnten leichter Empathie für andere Sichtweisen entwickeln und würden zum Handeln motiviert, was das Selbstwirksamkeitserleben, Ziele und Feedback fördere. Mit Serious Games werde das Belohnungssystem angeregt. Spielende änderten ihr Verhalten, erweiterten Wissen und Kompetenz.
Ein zweites Element sind die im Dialog-Tool visualisierten Flächeneignungsklassen. Transparente Informationen über die fachlichen und rechtlichen Grundlagen der Flächeneignungsklassen förderten eine sachliche Kommunikation über Natur- und Landschaftsschutz.
Fazit des Projekts „Lokaler Energiewendedialog“
‘Vision:En 2040‘ hat sich bei seinen Einsätzen grundsätzlich bewährt. Die bisherigen Tests des Dialog-Tools und Veranstaltungskonzepts unterstützen einerseits die Hypothesen über seine Wirksamkeit und zeigen andererseits auch Verbesserungsmöglichkeiten in der Weiterentwicklung auf. In einem Folgeprojekt soll das Dialog-Tool über die Region Hannover hinaus in ganz Niedersachsen zum Einsatz kommen.
Quellen: Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz: Schlussbericht „Lokaler Energiewendedialog“, bereitgestellt in leichter Sprache und als pdf-Datei zum kostenlosen Download, aufgerufen am 22. November 2022; Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende KNE gGmbH: Dialog-Tool zur Entschärfung von Energiewendekonflikten – Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (naturschutz-energiewende.de), Berlin, 19.Oktober 2022.
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